09.08.2002

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   Niemals geht man so ganz - irgendwas von mir bleibt hier ...

Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier ... Es hat seinen Platz immer bei dir...

So haben wir es soeben gehört.

Obwohl es endgültig erscheint - die Erinnerungen an Rolf bleiben in unseren Herzen und in unseren Gedanken.

Vieles ist nicht zu begreifen, man kann und will es nicht begreifen; Wir werden wohl nie genau wissen, an was Rolf gestorben ist.
Wie schwer ist es, Worte zu finden nach einer solchen Nachricht.
Ich war dankbar, als sich Jörg hinsetzte und seine Gedanken zum Leben seines Onkel niederschrieb. Seine Stichworte möchte ich aufgreifen und versuchen, sie mit meinen Worten wieder- und weiterzugeben.

Jeder ist sein eigenes ICH!

Es ist das ganz eng abgesteckte Terrain eines Menschen, dessen Inhalte ausschließlich er selbst bestimmt.
Im täglichen Umgang mit anderen Menschen und in einer Umgebung mit Möglichkeiten, aber auch Zwängen, muss dieses "ICH" Abstriche hinnehmen, muss sich öffnen.

Rolf konnte - oder wollte - so wenig wie möglich seines "Ich's" preisgeben. Er hat für sich gelebt; nach innen gekehrt; Gefühle im Innern versteckt, verborgen und gehütet.

Wir alle hatten - und haben - unsere Schwierigkeiten, dies zu begreifen. Die eigenen Maßstäbe, die eigenen Regeln und Werte zu >Leben< - hier galten sie scheinbar nicht.

Wir haben uns schwer getan, diese Andersartigkeit, das Fremde, das Ungewöhnliche in unser Bild und unsere Vorstellungen einzuordnen. Was oftmals blieb, war ein resignierendes Schulterzucken, ein hilfsloses akzeptieren.

Es war für die anderen - Angehörigen wie Außenstehende - nicht immer leicht, diese Lebensart Rolfs zu verstehen oder auch nur zu akzeptieren und führte bei den Beteiligten zu einem Wechselbad von Empfindungen und Gefühlen.

Wie oft haben seine Angehörigen, seine Patenkinder, Nichten und Neffen bei ihm geklingelt - und wurden über die Sprechanlage abgewiesen. Die Tür blieb zu. Unverständnis, Machtlosigkeit, ja vielleicht auch Wut über ein solches Verhalten waren die Folge.

Hoffnung keimte auf, wenn Rolf doch mal zu einem Fest mitkam oder sich mit seinen Schwestern zum Essen verabredete.
Erleichterung, als er nach Zeiten ohne Beschäftigung einen Job annahm.
Und wie groß war die Enttäuschung, als man das Gefühl hatte, dass er froh war, wieder aufhören zu können, obwohl er dem Vernehmen nach ein beliebter Kollege war, seine Arbeit geschätzt wurde und ihm Angebote zur Weiterbeschäftigung vorlagen.
Oder die Gefühle von Sorge, ja Verzweiflung, wenn er das Telefon nicht abnahm und sich selber auch nicht um Kontakt bemühte.
Und - wenn es dann doch gelang - er diese "Sorge" gar nicht verstehen konnte.

Rolf war ungern unter Menschen, war nur selten bereit, sein "Ich" zu öffnen. Und er konnte oder wollte sich zu dieser Schwierigkeit nicht äußern.

Man konnte nur spüren, dass er in Ruhe gelassen werden wollte.

Und diese Ruhe schützte er, auch wenn er andere eben dadurch zurückwies, keinen Zugang zu sich gewährte.

Alle diese Bemühungen um ihn, die er vielleicht manchmal als lästig empfand, waren Ausdruck von Liebe, von Zuneigung, von Verbundenheit zu einem Menschen, der einem nahe steht.

Der einem nicht gleichgültig war.

Dem man sich nahe fühlte, obwohl er sich so weit entfernte, manchmal so fremd war.

Ich weiß, das alles klingt jetzt so nach Abrechnung, nach Rechtfertigung. Aber vielleicht ist es die einzige Möglichkeit, jetzt - im Nachhinein wenigstens -

"Begreifen"                     "Verstehen"               zu lernen.                   

Was bleibt, ist zum einen - die Trauer.

Die Trauer um einen Bruder, ein Patenkind, einen Patenonkel, Onkel und Schwager,
der so plötzlich nicht mehr da ist,
den man so gerne um sich gehabt hätte.

Was aber auch bleibt, sind Erinnerungen und Eindrücke, die wir in uns bewahren und die uns immer begleiten werden.

Zur Urnenbeisetzung von Rolf am 09. August 2002  Text von Christel, Joachim und Jörg

    

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