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Mein lieber Bruder,                                                         

ich habe es nicht geschafft, dir zu helfen. Habe ich mich nicht genug bemüht, habe ich versagt??

Diese Gedanken begleiten mich seit dem 31.07.2002 - als ich die traurige Nachricht bekommen habe -

                                       Rolf ist tot.

Obwohl ich es immer ein wenig befürchtet habe, war diese schreckliche Gewissheit zu diesem Zeitpunkt ein großer Schock für mich. Ich habe dir geglaubt, als du am Telefon sagtest, es gehe dir gut und du mir versprochen hast, du würdest deine Angelegenheiten alleine regeln. Ja, ich war überzeugt, dass du gut zurechtkommst.

Es tut weh, nicht zu wissen, was du die letzten Monate und Jahre gefühlt hast, was dich bedrückt und beschäftigt hat. Wo hätte man ansetzen können, dir zu helfen? Warum habe ich mich beruhigen lassen und bin von meinen Vorsätzen abgewichen, eine Beratungsstelle aufzusuchen, die mir evtl. Wege hätte aufzeigen oder Tipps geben können, wie man an dich herankommt, dich herausholt aus Depressionen, aus deiner selbstgewählten Isolation.

Natürlich war es dein Leben - aber ich habe auch deine Ängste und deine Hilflosigkeit gefühlt.

Ich bin unendlich traurig und betrübt, dass du nicht mehr da bist. Gegangen ohne einen Abschiedsbrief, der es uns vielleicht etwas leichter gemacht hätte, deine Entscheidung zu verstehen.

Wir haben in vielen Gesprächen Hilfe und Mitgefühl von lieben Menschen erhalten. Das tut gut und ich hoffe, dass es mir irgendwann gelingt, deine Entscheidung, niemanden in dein Leben und dein Sterben einzubeziehen, zu verstehen bzw. zu akzeptieren - Wolfgang's Elefantengeschichte soll dabei helfen.

Ich möchte dir noch erzählen, dass ich mich nach deinem Tod verstärkt um unsere Tante Hanna gekümmert habe - es war wie ein Zwang, sie zu besuchen. Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft möglichst jede Woche einmal hinzugehen.

Am Sonntag habe ich sie im Heim abgeholt und habe sie mit ihrem Rollstuhl zu deinem Urnengrab geschoben. Als wir in die Gruppe zurückkamen, hat mir ihr Pfleger erklärt, dass das jetzt für ihn wie eine Fügung sei, dass ich mich zur Mithilfe anbiete, das werde er gleich in den Pflegeplan aufnehmen. In der Dienstbesprechung hätten sie sich bereits seit längerem Gedanken gemacht, wo Hilfe herkommen könnte, da Johanna den ganzen Tag nur am gleichen Platz herumsitze und sehr einsam sei.                     Ich sehe es als Zeichen!

Übrigens - wir drei Mädels sind auch noch enger zusammengerückt und versuchen, uns gegenseitig zu helfen. Du warst ja eine zeitlang ganz mutig, bist zu unseren Treffen gekommen - hast uns manchmal in deiner dir eigenen Art belächelt, aber ich glaube, du hast dich in unserer Mitte auch ganz wohlgefühlt.

Schade, dass Du nicht mehr dabei sein kannst.

Ich vermisse Dich!

Christel

 

Hallo Rolf,
dieses Lied würde ich bis auf einige kleine Textänderungen für dich singen.
Es wurde von Xavier Naidoo für seinen Bruder geschrieben. Ich denke, der
Text passt auch zu uns.

   

 

 

 

 

 

 

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